Mensch auf gläserner Treppe

Schluss mit den Ausreden!

Selbstverschuldeter Fachkräftemangel?

5 Gründe, weshalb der Fachkräftemangel eine faule Ausrede für schlechte Personalbeschaffung ist.

Langsam kann ich es nicht mehr hören! Jedes Unternehmen beklagt sich über den Fachkräftemangel, den es in Deutschland angeblich gibt. Trifft man sich in Personalerkreisen, ist es das Jammer-Thema Nummer 1: „Fachkräfte sind einfach nicht zu finden“.

Ich jedoch sage: Ein Fachkräftemangel, wie er von den Personalabteilungen der Unternehmen propagiert wird, existiert nicht. Auch wenn ich ebenfalls lange diese Einstellung geteilt habe. Heute denke ich, es handelt sich vor allem um ein Phänomen, das von Personalabteilungen genutzt wird, um Ausflüchte zu finden - für ihre mangelhafte Personalarbeit.

Meine 5 Gründe, weshalb der Fachkräftemangel nur eine faule Ausrede ist:

1. Qualität ist wichtiger als Quantität

Es mag durchaus sein, dass die rein quantitative Anzahl der Bewerbenden in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Das liegt unter anderem auch an der guten Beschäftigungslage in Deutschland und den geringen Arbeitslosenzahlen. Im März 2018 lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 5,5 Prozent. Doch muss das automatisch heißen, dass es schwieriger ist, guten Kandidatinnen und Kandidaten zu finden? Unternehmen haben oft das Gefühl, ohne massenhaft Bewerbungen herrscht automatisch ein Mangel. Dem muss allerdings nicht so sein. Wenn man zwei Bewerbungen auf eine Stelle bekommt und beide erscheinen passend, ist das bereits eine gute Auswahl mit 100% Trefferquote. Im Zweifelsfall identifiziert man aus einer Gruppe von 50 Bewerbenden letztendlich doch auch nur zwei passende Kandidaten und Kandidaten und landet dann - mit mehr Vorarbeit wohlgemerkt - bei derselben Anzahl von Interessenten zur Auswahl. Oder sehen Sie das anders?

2. Flächendeckender Fachkräftemangel ist ein Mythos

Ein deutschlandweiter, branchenübergreifender Fachkräftemangel ist ein Mythos, der über Jahre kontinuierlich erschaffen wurde und von Unternehmen munter weiterverbreitet wird. Das zeigen Zahlen der neusten Untersuchungen der Bundesagentur für Arbeit. Dort heißt es, dass die Analyse der Bundesagentur für Arbeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland aufzeigt. Sogar in Bereichen wie Ingenieurswissenschaft und IT kann nicht pauschal von einem Fachkräftemangel gesprochen werden. Die Mühe einer differenzierten Betrachtung des Mythos Fachkräftemangel machen sich die wenigsten Unternehmen. Dabei ist genau das entscheidend. Denn nur, wenn HR weiß, in welchen lokalen Bereichen, Branchen und Berufsgruppen es derzeit wirklich einen Mangel gibt, kann sie zielgruppenspezifisch mit geeigneter Personalpolitik auf die Engpässe am Arbeitsmarkt reagieren. Dabei ist dann durchaus auch mal Kreativität der Personalkollegen gefordert, um gezielt die entsprechenden Zielgruppen anzusprechen.

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3. Es gibt zu viel ungenutztes Potenzial

Meiner Meinung nach gibt es auf dem deutschen Arbeitsmarkt massenhaft ungenutztes Potenzial an guten Arbeitskräften. Dazu zählen vor allem Frauen und ältere Personen. Bei Frauen ist es häufig der Fall, dass sie mit der Geburt des ersten Kindes ganz oder teilweise aus ihrem bisherigen Beruf aussteigen. Manche Frau macht dies gerne und freiwillig und das ist auch in Ordnung. Doch viele weibliche Arbeitskräfte würden gerne entweder überhaupt oder mit einer höheren Stundenzahl arbeiten. Jedoch machen es Ihnen die Rahmenbedingungen in Unternehmen unmöglich, in einen normalen Berufsalltag zurückzukehren. So sind beispielsweise mangelnde Flexibilität der Arbeitgebenden oder fehlende ganztägige Kinderbetreuung ein echtes Problem für viele Mütter. Wenn hier bessere Bedingungen geschaffen würden, könnte man Frauen auch wieder umfassender beschäftigen und dem partiellen Mangel an Fachkräften entgegenwirken.

Ebenso verhält es sich mit älteren Personen der Gesellschaft. Auch hier gibt es natürlich Personen, die froh sind, nicht mehr arbeiten zu müssen und auch gesundheitlich nicht mehr in der Lage dazu sind. Doch auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die gerne ihre Erfahrungen teilen würden, aber eben nicht mehr in einem starren 40 Stunden Korsett. Hier muss die Antwort „Flexibilität“ heißen.

4. Quereinsteiger bekommen zu wenig Chancen

Die meisten Unternehmen, mit denen ich spreche, haben utopische Vorstellungen von DEM Wunschkandidaten oder DER Wunschkandidatin. Jung, dynamisch, mindestens 5 Jahre Berufserfahrung in ihrem Bereich und in jeglicher Hinsicht flexibel. Ich sage: Es sind Unternehmen, die deutlich flexibler werden müssen (siehe auch Punkt 3). Denn wenn man die Liste der möglichen Kandidaten und Kandidatinnen zu eng fasst, ist klar, dass ein Mangel an potenziellen Bewerbenden entsteht. So wäre eine Möglichkeit, auch mal mehr Quereinsteigerinnen und -einsteigern eine Chance zu geben. Der Arbeitsmarkt ändert sich rapide, gerade in den letzten Jahren und im Hinblick auf das Thema Digitalisierung. Jobs fallen weg, auf der anderen Seite entstehen aber auch neue Berufsbilder. Ein Berufsleben ohne größere Fortbildungen und Weiterqualifikationen wird es in Zukunft kaum noch geben. Aber das müssen auch die Unternehmen unterstützen. Denn wenn man der Weiterentwicklung und den Quereinsteigern keine Chance gibt, sich zu beweisen, ist klar, dass der Markt an möglichen Bewerbenden sehr beschränkt ist und dann könnte man durchaus von einem Mangel ausgehen.

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5. Es wird zu wenig über den deutschen Tellerrand geschaut

Persönlich halte ich die EU für eine der besten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte. Ich habe im EU Ausland studiert und gearbeitet, ich kann ohne Probleme die Grenze überqueren und muss im Urlaub meist noch nicht einmal mehr Geld wechseln. Toll! Doch ich habe das Gefühl, die EU kann noch deutlich stärker zusammenwachsen. Gerade was den Arbeitsmarkt anbelangt. Während in Deutschland immer vom Fachkräftemangel gesprochen wird, gibt es in zahlreichen anderen europäischen Ländern eine hohe Arbeitslosenquote, gerade unter den jüngeren, flexiblen Arbeitskräften. Warum also nicht auf diese Gruppe von jungen, meist gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeitenden zugreifen? Eine Einstellung aus dem europäischen Ausland stellt für die Unternehmen praktisch keine Hürde mehr dar. Häufig ist die Angst vor der Sprachbarriere ein Thema. Allerdings bin ich der Meinung, dass heutzutage in praktisch allen Unternehmen eine Grundkommunikation auf Englisch durchaus möglich sein sollte. Zudem gibt es viele Arbeitsuchende, die bereits etwas Deutsch können und bereit sind, diese Kenntnisse auszubauen oder die Sprache ganz neu zu lernen. Man muss ihnen nur eine Chance gewähren!

Und? Haben Sie sich auch wiedererkannt und auch schon über den Fachkräftemangel gejammert? Dann kommt nun mein Appell an Sie: Jammern Sie nicht, sondern packen Sie es an! Verstecken Sie sich nicht mehr hinter dem angeblichen Mangel an passenden Kandidaten, sondern finden Sie neue Mittel und Wege um zielgerichtet neues Personal zu rekrutieren. Und werden Sie nicht nervös, wenn mal wieder nur zwei Bewerbungen im Rahmen Ihres Recruitings eingegangen sind. Letztendlich brauchen Sie für eine freie Stelle nur eine Kandidatin oder Kandidaten.

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