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Home-Office und Remote-Work

Die Arbeitswelt ändert sich. Was sind Herausforderungen für Unternehmen, die Rolle des sozialen Faktors und was unterscheidet Home-Office von Remote-Work?

Über den Interview-Gast

Christoph Gerhold (1 of 4)

Christoph Gerhold

Als Top-Experte für Human Capital Management und die SuccessFactors HCM Suite unterstützt er nationale und internationale Kunden auf ihrem Weg zu modernen Personalprozessen.

Christoph Gerhold: Interessant war die Entwicklung auf Kundenseite. Da waren viele Kunden gar nicht gewohnt remote zu arbeiten und da hat uns die Pandemie fast geholfen, weil man hat gesehen: „Es funktioniert ja doch!“.

Das Thema Remote-Arbeit ist für uns nichts Neues. Wir arbeiten immer schon remote, wir sind es gewöhnt, remote zu arbeiten. Auf der anderen Seite gibt es auch für uns oder für mich persönlich eine starke Unterscheidung zwischen Remote-Arbeit und Home-Office. Das war mir nicht so bewusst. Ich war remote arbeiten vor allem durch viele Reisetätigkeiten gewöhnt und gewohnt und hatte damit nie Probleme – ganz im Gegenteil, ich habe das sehr geschätzt, dass man so flexibel arbeiten kann. Unabhängig vom Arbeitsort, von der Arbeitszeit, vom Endgerät etc.

Ja, natürlich gibt es Herausforderungen im Home-Office, weil viel der sozialen Interaktion fehlt. Das ist im Home-Office in einer sehr monotonen Umgebung, geprägt durch Online-Meetings und Online-Austausch, so nicht möglich. Ich selbst bin in der glücklichen Lage, eine Familie und Kinder zu haben. Ich habe die soziale Isolation nicht so stark  gespürt. Wir haben aber viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wohnen komplett allein, die konnten die Eltern nicht besuchen, die konnten Freunde nicht treffen. Wenn ich da dann drei, vier Monate am Stück im Home-Office bin, ist das eine ordentliche soziale Belastung, der ich ausgesetzt bin.

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Trotzdem ist es wichtig, hier das Thema der sozialen Interaktion aktiv in die virtuellen Formate einzubetten. Was will das heißen? Das will heißen, dass man sich nicht nur trifft, um die Inhalte zu besprechen, die Ziel oder Inhalt des Meetings sind, sondern dass man auch sagt: „Es gibt einen gewissen informellen Austausch am Beginn eines Meetings“. Wir hatten z. B. auch angefangen, wöchentlich zu Zeiten von Corona virtuelle Cafémeetings zu machen. Ein virtuelles Café, wo sich einfach jeder anmelden und einwählen konnte und tatsächlich mit Kaffee oder Kuchen oder Tee sich da eingeschaltet hat, und da gab es bewusst keine Agenda, sondern das Ziel war: „Wir machen das, was wir sonst in der Teeküche im Büro machen“. Das halt virtuell, um die soziale Interaktion zu fördern. Das ist meine Erwartungshaltung und mein Wunsch für die Zukunft, dass man sagt: „Persönliche Treffen sind gut, macht auch Sinn, aber es sollte tatsächlich ein Sinn und eine soziale Komponente dabei sein“, d. h., ich fahre nicht nur für zwei Stunden irgendwo hin, wo ich dann sechs, sieben Stunden Wegzeit habe, genauso wie ich nicht nur zu einem Termin fahren sollte und den dann doch vielleicht besser in Zukunft mit einer informellen sozialen Komponente anreichern sollte. Ich glaube, das macht den Unterschied am Ende des Tages, nicht, ob man remote oder live nebeneinander konfiguriert. Dafür braucht man nicht physisch nebeneinander zu sitzen.

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