Detailaufnahme einer Schreibmaschine

Das Anschreiben? Kann weg.

Niemand braucht mehr Bewerbungsschreiben - wirklich nicht!

Sind Bewerbungsanschreiben noch zeitgemäß? Oder überhaupt sinnvoll? Da stellt sich die Frage, ob diese vielleicht abgeschafft werden sollten?

Liebe Personalverantwortliche, wie lange nehmen Sie sich Zeit um eine Bewerbung zu prüfen um dann zu entscheiden ob die Bewerbenden etwas taugt oder nicht? 3 Minuten? Wenn Sie viel Zeit haben vielleicht 5 Minuten? Mal ehrlich, länger dauert der erste Screen wohl eher nicht. Nun von der anderen Seite betrachtet: Was denken Sie, wie lange haben die Bewerbenden für diese Bewerbung benötigt? Ich würde mal schätzen zwischen 1 bis 3 Stunden, je nachdem wie viel Mühe sie sich geben und wie leicht ihnen das Schreiben von der Hand geht. Klingt eigentlich erst mal ungerecht - Sie sind in 5 Minuten mit einer Bewerbung fertig, während die Bewerbenden den halben Samstagvormittag damit verbracht hat.

Nicht vergessen: Sie haben ein Interesse an Bewerbenden

Ich höre schon förmlich die Bemerkungen meiner Kolleginnen und Kollegen zu diesem Thema: „Ist doch normal, dass Bewerbende länger für ihre Bewerbung brauchen, sie wollen ja auch etwas von mir und meinem Unternehmen, nämlich einen Job. Da können sie sich ruhig mal Zeit nehmen und sich etwas Mühe geben.“ Hier möchte ich jedes Mal am liebsten laut schreien: FALSCH!! Sicherlich wollen die Interessenten bei Ihnen arbeiten, sonst würden sie sich nicht bewerben, aber wollen Sie nicht noch viel mehr Ihre freie Stelle mit einem geeigneten Bewerbenden besetzen? Also ich würde behaupten, genau in dem Maße wie die Interessenten etwas von Ihnen möchte, haben Sie auch ein Interesse an ihrer Bewerbung.

Das Anschreiben - der größte Zeitfresser

Damit wäre das beidseitige Interesse also geklärt. Bleibt noch das Thema der aufwendigen und zeitraubenden Bewerbung. Dass eine Bewerbung nicht in 5 Minuten fertig gestellt werden kann, ist klar. Doch was sind denn nun die zeitaufwendigen Elemente einer Bewerbung? Ich glaub hier sind wir uns alle einig: Es ist das Anschreiben. Diese eine Seite, die von Interessenten abverlangt ihre Motivation und ihr Können darzulegen und zwar in einer strukturierten Form, mit einem gewissen Maß an Kreativität und sprachlichem Können, natürlich ohne jegliche Rechtschreibfehler und mit einer gewissen persönlichen Note. Und dann natürlich noch vollkommen individuell und so, dass man schon beim ersten Satz völlig beeindruckt ist. Soweit die Theorie aus einschlägigen Bewerbungsbüchern und von diversen Internetseiten zu diesem Thema. Jetzt zurück zur Realität. Wie viele solcher perfekten, Sie völlig aus den Socken hauenden Anschreiben haben Sie in Ihrem Berufsleben im Recruiting bekommen? Ich denke, das kann man an einer Hand abzählen. Und dass, obwohl sich Millionen von Bewerbenden abmühen um wenigstens ein annähernd ansprechendes Anschreiben hinzubekommen. Gut, ich hatte auch die Fälle, da sah das Anschreiben folgendermaßen aus: „Ich möchte bei Ihnen Arbeiten, ich bin gut, bitte stellen Sie mich ein. Freundlichst…“

 

Aber von diesen Fällen möchte ich nicht sprechen. Sondern eben von denen, die sich wirklich bemühen, aber trotzdem nicht die Anforderungen eines tollen Anschreibens erfüllen, weil Sie Ingenieure oder IT-ler sind und sich eben lieber mit Zahlen als mit Buchstaben beschäftigen. Oder weil sie Buchhalter sind und es für Sie schon kreativ ist, die Spalten der Exceltabelle mal anders farbig darzustellen. Das ist auch völlig in Ordnung, weil es für ihren Beruf nicht benötigt wird. (Was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch äußerst kreative Buchhalterinnen und Buchhalter gibt.)

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Der (Un-)Sinn eines Anschreibens

Aber warum wird ein solches Anschreiben dann überhaupt noch verlangt? Und was bringt es den Personalverantwortlichen, wenn Sie diese Anschreiben zu lesen bekommen? Was lässt sich daraus wirklich ableiten? Definitiv weniger als so mancher eventuell hinein interpretieren möchte. Harte Fakten wie der Gehaltswunsch oder die Kündigungsfrist werden heutzutage in jedem Bewerbendenmanagementtool abgefragt und deutlich übersichtlicher dargestellt als in den einzelnen Anschreiben. Auch wie Interessenten auf mich aufmerksam geworden sind („mit großem Interesse habe ich von Ihrer Stelle auf Ihrer Karriereseite gelesen“) interessiert mich ehrlich gesagt nicht und wenn mich meine Bewerbendenquellen doch interessieren, kann ich sie aus einem Anschreiben heraus sowieso nicht auswerten. Den beruflichen Werdegang kann ich mir deutlich strukturierter im jeweiligen Lebenslauf ansehen. Und was die Motivation betrifft: Von unzähligen Kandidatinnen und Kandidaten dieselben abgedroschenen Phrasen zu meinem Unternehmen zu hören, á la „die interessante und herausfordernde Tätigkeit in Ihrem innovativen und attraktiven Unternehmen“, darauf könnte ich durchaus verzichten. Mal abgesehen davon, dass man diesen Satz an so ziemlich jedes Unternehmen in Deutschland schicken könnte.

 

Also fassen wir das Thema Anschreiben kurz zusammen: Dem Personaler hilft es bei der Besetzung seiner Stelle nicht wirklich und den Bewerber kostet es unglaublich viel Mühe und Zeit. Und gerade Zeit ist ein Faktor, den Bewerber heute eher geringfügig bereitstellen können und wollen. Da kann es sicherlich passieren, dass ein (passiver) Kandidat eine Stelle sieht, diese zwar generell interessant findet, von einer Bewerbung aber absieht, da es ihn zu viel Zeit kostet ein Anschreiben für die spezifische Stelle zu verfassen (wenn Ihnen jetzt der Gedanke kommt, naja ein bisschen Motivation sollte ja schon sein seitens des Bewerbers, scrollen Sie bitte zu Absatz zwei zurück). Daher appelliere ich an alle Personalverantwortlichen da draußen: Schafft die Anschreiben in der Bewerbung ab. Es ist nicht mehr zeitgemäß.

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