Weniger Langeweile, mehr Produktivität und zufriedene Mitarbeitende
Von HR HEUTE-Redaktion · 3 Minuten Lesezeit
Immer mehr Personalabteilungen setzen auf Job Enlargement und Job Enrichment, um Arbeitsplätze interessanter zu gestalten und die Produktivität zu erhöhen.
Wenn Sie auf TikTok den Hashtag #boredatwork eingeben, finden Sie über 200.000 Videos. Langweile scheint den Alltag vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu prägen. Wer sich langweilt, ist unmotiviert und wird sich sicher nicht mit herausragenden Leistungen hervortun. Doch wirkt sich Langeweile nicht nur auf die Leistung aus. Sie steigert auch das Kündigungsrisiko. Außerdem können es sich Unternehmen in wirtschaftlich angespannten Zeiten mit hohem Kostendruck kaum leisten, das Potenzial der Mitarbeitenden schlecht auszuschöpfen. Mit Job Enlargement und Job Enrichment schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie locken Ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Langeweilefalle. Die Motivation steigt und sie können sich weiterentwickeln. Und: Sie erledigen mit Ihrem Stammpersonal ein breiteres Spektrum an Aufgaben. Lassen Sie uns die Konzepte zur Personalentwicklung einmal näher anschauen.
Job Enlargement: Definition, Beispiele, Nutzen
Unter Job Enlargement verstehen wir die horizontale Erweiterung des Aufgabenbereichs von Mitarbeitenden. Sie übernehmen weitere Tätigkeiten, die denen entsprechen, die sie bisher ausüben. Erstellt eine Sachbearbeiterin beispielsweise Arbeitsverträge, passt diese an und pflegt die Personalakten, kann ein Job Enlargement unterschiedlich aussehen:
- Sie könnten ihr anbieten, auch Zusatzdokumente wie Arbeitsbescheinigungen, Gehaltsnachweise und möglicherweise auch Zeugnisentwürfe zu erstellen.
- Die Mitarbeiterin übernimmt weitere Aufgaben im Onboarding neuer Kolleginnen und Kollegen: Sie begrüßt die Neuen per E-Mail und sorgt dafür, dass sie einen schönen ersten Arbeitstag haben.
- Sie bringt ihr Organisationstalent in die Vorbereitung von internen Schulungen ein: Sie stimmt Termine ab, versendet Einladungen und reserviert die benötigten Räume.
- Auch im Recruiting ließen sich zusätzliche Aufgaben finden. Beispielsweise kann sie eingehende Bewerbungen nach vorgegeben Kriterien selektieren.
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Wie schaffen Sie es, mit einfachen Recruiting Maßnahmen, qualifizierte Mitarbeitende zu suchen und zu finden so dem Wettbewerb einen Schritt voraus sein?
Wie auch immer das neue Aufgabenspektrum zugeschnitten ist, der Arbeitsalltag wird abwechslungsreicher und vielseitiger – die Motivation steigt. Die Mitarbeiterin kann Kolleginnen und Kollegen mit einer hohen Auslastung unter die Arme greifen. Indem sie neue Einblicke gewinnt, fällt es ihr leichter, die Employee Experience im Unternehmen nachzuvollziehen. Wenn die Sachbearbeiterin mehrere Aufgaben übernehmen kann, werden Abläufe effizienter, da sich weniger Personen miteinander abstimmen müssen. Als Arbeitgeber profitieren Sie davon, dass Sie Mitarbeitende flexibler einsetzen können. Jenseits des HR-Bereichs gelingt es über Job Enlargement, Produktions- und Prozessengpässe besser abzufangen. Zudem handelt es sich um einen wertvollen Beitrag zur Mitarbeiterentwicklung. Der Qualifikationsgrad im Unternehmen steigt.
Allerdings gilt es auch zu bedenken: Wird einer Person ein größerer Aufgabenbereich übertragen, muss das Team diese Verschiebung auffangen können. Sonst entstehen neue Belastungen an anderer Stelle. Gerade in nicht wachsenden Organisationen ist Job Enlargement deshalb weniger eine „Ausweitung“, sondern oft eine Neuverteilung von Arbeit. Diese sollte gut moderiert und transparent abgestimmt werden, damit keine Frustration entsteht.Job Enrichment: Definition, Beispiele, Nutzen
Anders als beim Job Enlargement übernehmen Mitarbeitende beim Job Enrichment mehr Verantwortung. Ihr Aufgabenspektrum erweitert sich vertikal. Sie können und müssen mehr selbstständig entscheiden. Die Tätigkeiten werden komplexer. War jemand in der Personalabteilung bisher primär damit beschäftigt, Bewerbungsgespräche zu führen und zu protokollieren, wächst er durch Job Enlargement in eine Stelle mit Entscheidungsbefugnis hinein:
- Er stimmt Anforderungsprofile mit dem Fachbereich ab.
- Er formuliert Stellenanzeigen.
Vier Antworten, die jede Stellenanzeige geben sollte
Stellenanzeigen funktionieren auch heute noch hervorragend. Wenn sie gute Antworten auf wichtige Fragen geben, die sich Jobsuchende stellen!
- Er steuert den Auswahlprozess.
- Er trifft eine Vorauswahl und erstellt auf dieser Grundlage Entscheidungsvorlagen für Führungskräfte.
Ein weiteres Beispiel: Eine Kollegin organisiert Weiterbildungsmaßnahmen. Schon nach kurzer Zeit beherrscht sie die gesamten operativen Abläufe wie Seminarbuchungen, Abstimmung mit Anbietern und Teilnehmerverwaltung aus dem Effeff und wirkt gelangweilt. Höchste Zeit für mehr Verantwortung per Job Enrichment:
- Sie könnten sie damit betrauen, gemeinsam mit den Fachverantwortlichen den Weiterbildungsbedarf zu analysieren.
- Führung, Kommunikation, Change: Möglicherweise hat die Mitarbeiterin Ideen für eigene Schulungskonzepte?
- Auch die Digitalisierung mit E-Learning-Tools, deren Einführung und Evaluation bieten sich als Erweiterung des Tätigkeitsfeldes an.
- Die Kollegin könnte Ansprechpartnerin der Fachbereiche werden und diese zur Personalentwicklung und Fördermöglichkeiten beraten.
Job Enlargement und Job Enrichment: Praxistipps
Sowohl Job Enlargement als auch Job Enrichment fördern die Personalentwicklung. Wie bei vielen HR-Maßnahmen hängt der Erfolg von der Umsetzung ab:
- Nicht alle Mitarbeitenden sind begeistert, wenn Sie deren Aufgabenspektrum horizontal oder vertikal erweitern. Achten Sie darauf, niemanden zu überfordern. Definieren Sie die neuen Aufgaben gemeinsam, um Verunsicherung zu vermeiden. Formulieren Sie Job Enlargement und Job Enrichment als Angebot zur persönlichen Weiterentwicklung. Bieten Sie Qualifizierungen an, damit die Beteiligten ihre neue Rolle kompetent ausfüllen können.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Führungskräfte hinter den Maßnahmen stehen. Sie haben die Teamdynamik im Blick und können als Multiplikatoren die einzelnen Kolleginnen und Kollegen überzeugen.
- Messen Sie Erfolge. Es kann sinnvoll sein, Job Enlargement und Job Enrichment erst einmal in einem Pilotprojekt oder in einzelnen Teams auszuprobieren. Dann können Sie die Ergebnisse und Erfahrungen mit einer Kontrollgruppe vergleichen. Zielen Sie darauf ab, die Arbeitszufriedenheit und Motivation zu steigern, bietet sich eine Mitarbeiterbefragung zur Evaluation an. Bewährt haben sich wiederkehrende Pulse-Checks, um die Employee Experience langfristig zu erfassen. Die Produktivität können Sie mit einer Kennzahl wie „Output pro Person“ erfassen und beobachten. Auch die Entwicklung der Fehlzeiten, die Fluktuationsquote sowie die interne Bewerbungsrate können aufschlussreich sein. Vor allem aber: Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden persönlich, wie es ihnen mit dem Job Enlargement oder Job Enrichment geht. Sind sie doch allesamt Expertinnen und Experten in eigener Sache.
Langfristige Mitarbeiterbindung dank Weiterbildung
Personalverantwortliche müssen neue Wege gehen, um die Mitarbeiterbindung sicherzustellen. Eine große Rolle dabei ist die Weiterbildung der Mitarbeitenden.
Herausforderungen erkennen - Lösungen finden
In der Praxis stolpern Personalerinnen und Personalern bei Job Enlargement und Enrichment oft über ähnliche Steine: fehlende Kapazitäten, zurückhaltende Führungskräfte oder Überforderung im Team. Setzen Sie gezielt auf Pilotphasen, einfache Feedback-Tools wie Pulse-Checks und realistische Rollendefinitionen. Nicht jede Maßnahme muss sofort perfekt sein – entscheidend ist, dass sie trägt. Gute Kommunikation, kleine Schritte und gelebte Freiwilligkeit sind dabei oft der Schlüssel zum Erfolg.
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